Mit „Spuren aus Blei“ erscheint am 20. Juni Cornelius Waldners erster eigener Gedichtband. „Identitäre Generation“ erhielt bereits vorab Einblick.
Bekannt sein dürfte der Autor den meisten durch sein Neofolk-Projekt „Sagittarius“. Verlegt wird der Band im Eigenverlag; „Die Neue Runde“ ist das von Waldner ins Leben gerufene Künstlerkollektiv, das nun neben verschiedenen Neofolk-Gruppen (u.a. „Werra“, „Sagittarius“, „Miel Noir“, …) sein Spektrum auch auf die Lyrik erweitert. Vielleicht könnte man sagen, dass „Die Neue Runde“ sich irgendwo zwischen NSK-Staat und George-Kreis bewegt.

Cornelius Waldner
Letzterer dient Waldner offenkundig auch als Hauptinspiration. Wortwahl und die bekannte Kleinschreibung erinnern schon auf den ersten Blick an den Dichterkreis des großen Kosmikers.
Dabei hat man allerdings nie das Gefühl, als würde versucht werden bloß zu kopieren. Ein Grund dafür liegt in der Prägung durch den finnischen Dichter Uuno Kailas, wie Waldner angibt.
Dessen Gedichte sind in Deutschland kaum bekannt – von fehlenden Übersetzungen ganz zu schweigen. Waldner gibt dadurch wenigstens einen kleinen Einblick in diese Welt der finnischen Dichtung, wenngleich bei einem solch unbekannten Autoren eine kleine Einführung wünschenswert gewesen wäre.
Formal zeichnet sich die Dichtung durch kurze Gedichte und Verse aus. Bis auf den Abschnitt „An Wolfskehl“ bestehen alle Gedichte lediglich aus maximal 2 zwei Strophen zu 4 Versen. Er orientiert sich hier an der japanischen Tanka-Dichtung. Dadurch wird ein harscher Bruch mit dem fast schon prosaischen Aufbau vieler Texte in den george’schen „Blättern für die Kunst“ vollzogen und eine stimmige Synthese entsteht.
Die Themenpalette ist weit gefächert, wir haben hier keinen wirklichen Konzeptband vor uns liegen. Neben der bereits erwähnten Eloge „An Wolfskehl“, die – wie man anhand des Titels bereits erahnen kann – weit näher am George-Kreis (bzw. an Karl Wolfskehl selbst) als der Rest des Bandes ist, finden sich thematisch breit gestreute Gedichte, die allerdings im Zusammenspiel ein gutes Gesamtbild abgeben.
„Ästhetischer Fundamentalismus“1
Der Werbetexter übertreibt keineswegs, wenn er von einer davon spricht, dass sich das Werk von einer großartigen Bildsprache geprägt ist.
Kaum jemand wird von sich behaupten können, dass er nach der Lektüre der ersten Gedichte nicht tief berührt ist.
„Dumm sein heißt glauben, man könne den Ort photographieren, den ein Dichter besungen hat“,
schreibt Nicolás Gómez Dávila. Und es stimmt: Die Orte, die Waldner in „I. Traumpfade“ besingt, sind ganz bestimmt nicht photographierbar, doch im Kopf stellt sich beim Lesen ein vertrautes Gefühl ein.
Die Liebesgedichte in „II. Rausch und Fall“, die eine Beziehung von dem ersten Feuer bis zur Trennung unter Schmerzen beschreiben, wirken demgegenüber aber leider fast schon profan.
Wesentlich überzeugender sind die daran – gewissermaßen auch thematisch – anschließenden Abschiedsgedichte. Es geht darin aber primär um den Abschied zweier Personen voneinander, wie man vielleicht im Voraus denken mag, sondern in erster Linie um Entfremdung. Auch das vorangegangene Kapitel „III. Diaspora“ weist bereits darauf hin.

Erstellt von Wirkungsfeuer:
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„Einst warst du mir heim
doch nun erscheinen mir deine
mauern grau und kalt.
Ich schritt an die vorüber
grusslos denn du warst mir fremd“
Das sind wohl Gedanken, die jeden Identitären schon einige Male erreicht haben. Ob man dabei nun an Deutschland, Europa oder auch nur das eigene Viertel denkt.
Von dort schlägt Waldner den Bogen zu seiner Heimatstadt:
„V. Leipziger Nacht“. Die Anonymität der Großstadt und die daraus folgende Einsamkeit sprechen aus diesen Gedichten.
Verdichteter Wahn oder Wahrheit?
Nach der nun bereits schon mehrfach angesprochenen herausragenden Karl Wolfskehl-Gedicht, das von meiner Seite keiner weiteren Worte mehr bedürftig ist, folgen noch drei weitere alleinstehende Gedichte, deren Form und Inhalt vom Rest abweichen. Darunter auch das titelgebende: „Spuren aus Blei“: „ein jeder vers eine spur verdichteten wahns“ steht darin geschrieben. Eine Selbstbezichtigung? Nein, Cornelius Waldner sieht sich nicht als Wahnsinnigen. Seine Verse jedoch sind Ausdruck des Wahnsinns, der dort draußen herrscht; in der Großstadt, der modernen Welt, in den Köpfen des Massenmenschen.
Diese Gedichte drücken so viel mehr aus, als es jeder Prosatext oder Theorie-Artikel je könnte.
Sie sind einerseits niederschmetternd, da sie einem die eigene Lage bewusst machen und zugegebenermaßen eine eher pessimistische Grundstimmung herrscht. Jedoch sind sie auf eine eigentümliche Art und Weise auch geradezu tröstend und damit letztendlich aufheiternd.
Dieser Gedichtband ist jedem Identitären und allen anderen, die ein dumpfes Gefühl der Ohnmacht angesichts der gegenwärtigen Zustände teilen, nur ans Herz zu legen.
Eine Leseprobe findet sich hier: https://corneliuswaldner.files.wordpress.com/2015/05/spuren-aus-blei-leseprobe.pdf
Für Leser von „Identitäre Generation“ gilt ein erweiterter Subskriptionszeitraum bis zum 10.06.
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- Titel der Arbeit Stefan Breuers über Stefan George und seinen Kreis [↩]