Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes.
Peter Scholl-Latour
Wenn heute von europäischer Identität die Rede ist, dann fällt zum einen ins Auge, dass sich diese angesichts ihrer postmodernen Auflösungserscheinungen nur schwer umfassend beschreiben lässt, zum anderen ist offensichtlich, dass es aufgrund der anhaltenden Masseneinwanderung nach Europa mittlerweile eine nicht unbeträchtliche Gruppe von Menschen unter uns gibt, denen sich die Frage nach einer europäischen Identität nicht in der gleichen Weise stellt, wie den autochthonen Europäern. Der größte Teil dieser Gruppe sind Muslime. Ihnen, ihrer Identität in Europa und den Konflikten zwischen einer europäischen und einer muslimischen Identität ist dieser Text gewidmet.
Die Muslime?
Das Erste, das festgehalten werden muss, wenn über Muslime in Europa gesprochen wird, ist, dass diese keineswegs einen monolithischen, geschlossenen Block darstellen. Zunächst gibt es unterschiedliche Konfessionen innerhalb des Islams, die teilweise stark verschiedene Auffassungen ihrer religiösen Tradition und ihren Ge- und Verboten haben. Ferner sind nicht alle Muslime in Europa gleichermaßen gläubig.
Viele derer, die heute bei uns leben, sind selbst hier geboren, verstehen sich teilweise mehr als Deutsche oder Österreicher denn als Angehörige der Länder aus denen ihre Eltern oder Großeltern stammen. Angehörige dieser Gruppe leben in weiten Teilen eine Form ihrer Religion aus, die man als Kultur-Islam bezeichnen kann, ähnlich der Form von religiöser Lebensgestaltung, der auch viele europäische Christen nachgehen: Sie sehen sich als Muslime, achten ihre religiösen Feiertage und Feste und gehen vielleicht sogar manchmal in die Moschee. Darüber hinaus verzichten sie womöglich auf den Konsum von Alkohol und Schweinefleisch. Doch gibt es unter ihnen auch einige, die diese Art der religiösen Verpflichtung ablehnen.
Eine andere Gruppe von Muslimen, eine Minderheit zwar, aber eine bedeutende, die sich nur schwer quantitativ bestimmen lässt, lebt eine andere Form des Islams: Eine traditionelle, bisweilen fundamentalistische. Zu ihr gehören u.a. Strömungen wie die Salafisten. Innerhalb dieses Spektrums lassen sich traditionelle Lebensentwürfe und -gestaltung ebenso finden, wie eine ideologische Nähe zu islamischen Terrororganisationen. Auch wenn letzteres wiederum nur auf eine Minderheit zutrifft, sind Übergänge dabei fließend und es wird dem traditionellen muslimischen Milieu in Europa häufiger der Vorwurf gemacht, selbst ohne direkte Unterstützung von derlei Positionen, allein durch ihre infrastrukturellen Überschneidungen diese mit hervorzubringen oder ihnen zumindest nichts entgegenzusetzen. Die immer wieder bekannt werdenden Verbindungen von muslimischen Verbänden zu Vereinigungen im Dunstkreis von Terrororganisationen erhärten diese Vorwürfe nur noch.
Gerade die Forderung also danach, sich aktiv vom Fundamentalismus abzugrenzen und seine religiöse Praxis so zu reformieren, dass sie mit europäischen Gesellschaften kompatibel sein kann, wird in den letzten Jahren immer lauter.
Euro-Islam?
Die Debatte um einen europäischen Islam erreichte allerdings bereits Ende der 1990er Jahre mit einer Publikation des syrisch-stämmigen Politikwissenschaftlers Bassam Tibi öffentliche Aufmerksamkeit. Sein Name ist bis heute eng verknüpft mit dem von ihm geprägten Begriff eines Euro-Islam.
Seine Vorstellung des europäischen Islam erläuterte Tibi kürzlich in der Schweizer Weltwoche. Zu dessen Prämissen schreibt er:
Der Euro-Islam ist ein Konzept der Integration, die helfen könnte, islamische Migranten von Fremden in europäische Bürger zu verwandeln. […] Ein orthodox-dogmatischer Islam (Salafismus) und ein politischer Islam (Islamismus) sind nicht reformfähig und dürfen in Europa nicht im Namen der Religionsfreiheit toleriert werden. In Europa muss die Freiheit gelten, dies offen sagen zu dürfen, ohne mit der Keule der Islamophobie geschlagen zu werden.1
Zur Frage, wie sich konkret ein europäisierter Islam gestalten könnte, äußert sich Tibi folgendermaßen:
Wie könnte ein europäischer Islam aussehen? Ich unterscheide zwischen einer pragmatischen Anpassung der Muslime an europäische Rechtsordnungen auf der einen Seite und gesellschaftlicher Integration mit euro-islamischer Identität auf der anderen Seite. Letztere ist noch zu erreichen, sie ist noch keine Realität.2
An dieser Stelle ist es vermutlich nicht unerheblich zu erwähnen, dass Tibi u.a. Student bei Max Horkheimer war, einem bedeutenden Vertreter der Frankfurter Schule. Denn ähnlich, wie andere Erben dieser Denkschule die Abschaffung traditioneller Vorstellungen und Werte der europäischen Gesellschaften vetreten, verlangt Tibi für sein Konzept eine weitgehende Dekonstruktion des Islam, wie er heute von vielen Muslimen weltweit verstanden wird:
Die Grundvoraussetzung eines europäischen Islam ist die Bereitschaft zur religiösen Reform und zum kulturellen Wandel, die es erlauben, den Islam jenseits schriftgläubiger Fixierung zu historisieren. Das Bestehen auf schriftgläubiger Anerkennung der koranischen Vorschriften (z.B. körperlicher Strafen) schliesst jede Integration der Muslime als europäische Bürger aus. Das Konzept des Euro-Islam bietet eine Lösung; es ruht auf folgenden fünf Säulen:
1) Trennung von Religion und Politik
2) Akzeptanz der säkularen Demokratie als Grundlage des Gemeinwesens auf der Basis einer säkularen Rechtsordnung
3) Toleranz im Sinne der europäischen Aufklärung, nicht im islamischen Sinne der Duldung der Nichtmuslime als «Dhimmi» (untergeordnete Gläubige)
4) Pluralismus der Religionen als gleichwertig und Abschied vom Glauben an «Siadat» (Überordnung des Islam)
5) Anerkennung der individuellen Menschenrechte, der Geschlechtergleichheit und der uneingeschränkten Glaubensfreiheit3
Es ist augenfällig, dass diese Auffassung eines erst noch zu erschaffenden Reform-Islam in harschem Widerspruch zu seinen eigentlichen Kernelementen steht, die schließlich von traditionellen Vertretern dieses Glaubens folgerichtig als indiskutabel angesehen werden. Der Islam verlangt nach einer göttlichen Ordnung sämtlicher – auch gesellschaftlicher – Lebensbereiche (Scharia), die sich einzig an religiösen Gesetzen zu orientieren hat und schon allein aufgrund seines Glaubensbekenntnisses („Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet“) fällt es schwer, die Frage zu beantworten, wie die Anerkenntnis eines Pluralismus der Religionen von Muslimen eingefordert werden soll.
Tibis Euro-Islam wurde dementsprechend auch vor allem aus muslimischen Kreisen mitunter stark widersprochen. Die vielleicht bedeutendste Kritik Tibis, die auch innerhalb der deutschen Medienlandschaft Beachtung fand, stammt von Tariq Ramadan, einem schweizer Islamwissenschaftler ägyptischer Herkunft, der bereits von der Jüdischen Allgemeinen als „Salon-Dschihadist“ bezeichnet wurde.
Ramadan will die islamische Identität für die europäischen Muslime erhalten und lediglich Körperstrafen aus der Scharia entfernt wissen, die er als unangemessen bezeichnet. Dementsprechend lässt sich bei ihm auch keine unbedingte Bekenntnis zu europäischen Verfassungen entdecken, die gegenüber einem göttlichen Gesetz anzuerkennen wären.4 Ferner ist Ramadan Vertreter der da’wa, der islamischen Missionierung „Ungläubiger“, die in einer freiwilligen Annahme des Islams durch die Europäer ihre Erfüllung fände.
In der taz äußerte sich Ramadan daher zu Tibis Euro-Islam sehr kritisch:
Der Begriff ist eine Erfindung von Bassam Tibi. Ich rede lieber von europäischen Muslimen, wie ich einer bin. Wenn Bassam Tibi vom „Euro-Islam“ spricht, dann klingt das so, als müsste man dafür Abstriche an der Geltung des Korans machen. Aus diesem Grund können ihm die meisten Muslime nicht folgen.5
An dieser Debatte werden zwei zentrale Fragen deutlich: Verträgt sich der Islam überhaupt mit der europäischen Identität und Gesellschaft? Und wenn ja, ist er dann überhaupt noch als solcher erkennbar?
Die Antwort liegt vereinfachend ausgedrückt in der Synthese beider Fragen: Der Islam ist nur mit der europäischen Gesellschaft und Identität vereinbar, wenn er aufhört, Islam zu sein.
Diese Aussage rückt die fundamentalen Probleme islamischer Masseneinwanderung nach Europa ins Licht: Prinzipiell sind die europäischen Gesellschaften äußerst tolerant, was sich auch an ihren verfassungsrechtlichen Bestimmungen zur Religionsfreiheit äußert, doch setzt diese Toleranz in der Praxis wiederum eine ähnliche Haltung bei denen voraus, die diese in Anspruch nehmen. Dies ist bei einer Vielzahl von hier lebenden Muslimen allerdings nicht der Fall. Einzig jene, die ihre Religion individuell abgelegt oder stark verwässert haben, sind dazu in der Lage, ihren europäischen Mitbürgern ohne Missionierungsabsicht, Feindschaft oder Verachtung entgegen zu treten.
Universalismus als Grundübel
An dieser Stelle wird das grundsätzliche Dilemma des Universalismus deutlich: Dieser kann stets nur dort für Einheit und Frieden sorgen, wo er freiwillig geteilt wird. Der islamische Universalismus strebt jedoch nach einer weltweiten politisch-religiösen Ordnung, die keinen oder nur einen inakzeptablen Platz für all diejenigen vorsieht, die sich ihm nicht unterwerfen.
Die ethnopluralistische Kritik an der muslimischen Masseneinwanderung kann daher nur die Antwort bereit halten, dass wenn der Islam also derart konstituiert ist, wovon anhand der Minderheitenposition der Islam-Reformer vom Schlage Tibi auszugehen ist, es sowohl für Europa als auch die Muslime sinnvoller ist, möglichst kein gemeinsames Territorium zu bewohnen. Solange die Muslime eine Minderheit in Europa darstellen, kann die europäische Mehrheitsgesellschaft nur ihre Anpassung an ihre eigene Gesellschaft verlangen, die auf die weitestgehende Aufgabe ihrer kulturellen und religiösen Traditionen hinausliefe. Integration wäre hier lediglich eine Waffe gegen die muslimische – ein Verzicht darauf ein Angriff auf die europäische Kultur. In der Situation einer islamischen Mehrheit in Europa änderte sich die Fragestellung und auch die Antworten kämen dann nicht mehr von uns sondern von den Muslimen, auf deren guten Willen wir dann angewiesen wären. Angesichts der Lage im Nahen und Mittleren Osten keine Vorstellung, die optimistisch stimmen würde.
Die Inkompatibilität der muslimischen und der europäischen Identität ist überdies keine neue Erkenntnis. Wie mittlerweile im Spiegel veröffentlichte Geheimpapiere der Regierung Kohl belegen, bestand schon 1982 für den ehemaligen Bundeskanzler die Notwendigkeit, „die Zahl der Türken um 50 Prozent zu reduzieren – aber er könne dies noch nicht öffentlich sagen“:
„Es sei unmöglich für Deutschland, die Türken in ihrer gegenwärtigen Zahl zu assimilieren.“ […] „Deutschland habe kein Problem mit den Portugiesen, den Italienern, selbst den Südostasiaten, weil diese Gemeinschaften sich gut integrierten“ […] „Aber die Türken kämen aus einer sehr andersartigen Kultur. […] Deutschland habe 11 Millionen Deutsche aus osteuropäischen Ländern integriert. Aber diese seien Europäer und stellten daher kein Problem dar.“6
Entscheidend dabei, dieses Problem zu verstehen ist, dass es keine vorherige Frage danach gab, wie und ob muslimische Einwanderer sich in Europa integrieren oder assimilieren könnten. Die Idee der Anwerbung der türkischen Gastarbeiter, die die Entwicklung der muslimischen Masseneinwanderung einleitete, war zum einen aus einer gewissen (zumindest von bestimmten Kreisen in der deutschen Politik so eingeschätzten) Notwendigkeit zum anderen aus rein wirtschaftlich begründeten Überlegungen heraus getroffen worden. Eine langfristige Ansiedlung der Gastarbeiter war dabei nicht vorgesehen. Ebenso wenig wurde dementsprechend nicht die Frage danach gestellt, ob die dabei aufeinander treffenden Kulturen sich verstehen würden. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn sich dies im Nachhinein als problemlos herausstellen würde, wie uns linke Journalisten, Politik und Wirtschaft heute weismachen wollen. Ihre Argumentationen sind ex post – nachträglich zurechtgelegt – und entsprechen keiner ehrlichen Analyse.
Wie sehr die derzeitige, polit-medial verbreitete Auffassung, dass der Islam zu Europa gehöre, mit der Realität in Konflikt steht, zeigt sich an der zunehmenden Bedrohung durch den islamischen Terrorismus, am Zerfall staatlicher Strukturen in europäischen Gebieten, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt sind, an der Überrepräsentation von Muslimen gerade bei Gewaltstraftaten, an ihrer mangelnden durchschnittlichen Bildungsbereitschaft, an der voranschreitenden Beanspruchung eines Sonderrechts durch muslimische Lobbyisten innerhalb deutscher Parteien und politischer, gesellschaftlicher und sozialer Organisationen – das so von keiner anderen Glaubensgemeinschaft eingefordert wird und nicht zuletzt an der steigenden Ablehnung der Deutschen und Europäer dieser Aussage gegenüber. Gerade die Entwicklung von „zweierlei Recht“ (Peter Feist) ist es, die unsere Demokratie bedroht. Da wo nicht gleiche Rechte für alle gelten, kann von Rechtsstaatlichkeit keine Rede sein. Aber gerade die Bevorzugung der Anliegen der Muslime – kollektiv und individuell – gegenüber denen der christlichen oder säkularen Mehrheit Europas ist es schließlich, die den grundlegenden Konflikt dieser beiden Kulturen untereinander offenlegt.
Um es zu vereinfachen: Nicht-Muslime wollen nicht nach muslimischen Recht oder auch nur in einer muslimisch-geprägten Gesellschaft, Muslime langfristig nicht in einer nicht-muslimischen Gesellschaft leben.
Was bei all dem freilich unterschlagen wird, ist der erste Teil dieser Aussage: Die Rechte, die Befindlichkeiten und Wünsche der Europäer kommen bei der Bewertung dieses Konfliktes durch Medien und Politik stets zu kurz. Mehr noch: Sie werden als rassistisch, als rechtsextrem oder „xenophob“ diffamiert, wenn sie nicht teilnahmslos der zunehmenden Verdrängung ihrer Identität, der Zerstörung ihrer eigenen Kultur und ihrer eigenen Abschaffung zusehen wollen. Gleiches den Muslimen vorzuwerfen, die es schließlich sind, die in ein fremdes Land gekommen sind und nun darin auf Kosten des dort angestammten Volkes ihre Vorrechte zu erkämpfen versuchen, kommt jenen nicht in den Sinn.
Der Große Austausch als Hauptproblem
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis unseres Konzepts des Ethnopluralismus ist die, dass wir aus diesen Umständen keine pauschale Feindschaft den Muslimen gegenüber herleiten dürfen, wie dies leider in einigen Teilen des patriotischen Lagers zu beobachten ist. Es gibt zweifelsohne Muslime in unserem Land, die nicht anders, als als Feinde zu beschreiben sind: Salafisten, Terroristen und ihre Unterstützernetzwerke. Diese stellen jedoch immer noch eine Minderheit dar und die Verfolgung dieser Milieus ist einzig und allein den deutschen und europäischen Behörden vorbehalten. All die anderen, von den konservativen bis zu den Kultur-Muslimen, sind nicht unsere Feinde, sondern einfach Zuwanderer mit einer anderen, ja bisweilen einer stärkeren Identität, die auszuleben für uns zwar kein „Menschenrecht“ aber durchaus – innerhalb eines angemessenen Rahmens – eine Selbstverständlichkeit darstellt. Wir wollen den Muslimen nicht ihre Kultur rauben, doch beanspruchen wir unsere mit der gleichen Vehemenz, wie wir für ihre Verschiedenheit eintreten. Das einzige Problem dabei liegt in ihrer schieren Anzahl – im Großen Austausch. Es ist unmöglich, eine intakte Gesellschaft aufrecht zu erhalten, wenn sich darin immer größer werdende Gruppen von Menschen mit ihr gegenüber völlig konträren politischen Auffassungen und Lebenseinstellungen aufhalten, die diese sogar teilweise noch zu bekämpfen versuchen.
Die Verantwortung jedoch für die muslimische Masseneinwanderung und somit auch für ihre Konsequenzen liegt nicht in erster Linie bei den Muslimen, sondern bei unseren gesellschaftlichen Eliten. Wenn wir der Islamisierung entgegentreten wollen, dann kann dies nur dadurch geschehen, dass wir einerseits politische Lösungen verlangen, die dazu führen, dass weiterer Einwanderung aus diesem Kulturkreis Einhalt geboten wird und die uns und unserer Rechtsordnung offen feindlich gesinnten Muslime ausgewiesen werden – und andererseits unsere eigene Identität und damit eine familienorientierte Gesellschaft restaurieren.
Wir können, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, nicht die Mehrheit der Muslime für unsere ureigene Schwäche verantwortlich machen, sondern müssen dafür sorgen, dass wir selbst als Europäer und Deutsche wieder eine starke Identität und Kultur herausbilden, die kein Problem damit hat, ihr Eigeninteresse zu verteidigen. Denn schließlich ist genau diese Weigerung der Muslime, sich durch den Euro-Islam zum westlichen Einheitsmenschen machen zu lassen, ihre Stärke. Eine Stärke jedoch, die sie besser in ihren eigenen Gesellschaften zum Tragen bringen sollten.
- http://www.bassamtibi.de/wp-content/uploads/2015/02/weltwoche.pdf [↩]
- http://www.bassamtibi.de/wp-content/uploads/2015/02/weltwoche.pdf [↩]
- http://www.bassamtibi.de/wp-content/uploads/2015/02/weltwoche.pdf [↩]
- https://www.zmo.de/veranstaltungen/2006/Ludwig%20Ammann.pd [↩]
- https://www.taz.de/1/archiv/?dig=2007/09/13/a0133 [↩]
- http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kohl-wollte-jeden-zweiten-tuerken-in-deutschland-loswerden-a-914318.html [↩]
Die Hoffnung der Multikulturalisten, den Islam in ein pluralistisches Europa integrieren zu können, basiert auf der historischen Erfahrung, dass dies beim Christentum bereits gelungen ist. Denn im Rahmen des 2. Vatikanischen Konzils wurde die ehemals genauso universalistische römisch-katholische Kirche transformiert, indem in ihr die Religions- und Gewissensfreiheit eingeführt sowie die teilweise Wahrheit in anderen Konfessionen und Religionen eingeräumt wurde. Die Hoffnung ist nun, dass dies mit dem Islam auch funktioniert.
Schritte zur Integration in eine pluralistische Gesellschaft sind die Erschaffung eines staatskontrollierten Gremienislam, der über interreligiöse Dialogreihen, historisch-kritische Aufarbeitung an den Universitäten sowie Verquickung in das Kirchensteuersystems gezähmt würde.
Drei Beispiele in dieser Entwicklung:
1) Aiman Mazyek ist der Gremien-Vorzeigemoslem, obwohl er zahlenmäßig gar nicht die meisten Muslime vertritt.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-01/muslime-deutschland-aiman-mazyek
2) EKD-Bischof Heinrich Bedford-Strohm arbeitet im Kuratorium des Münchener Forums für Islams mit.
http://www.focus.de/politik/deutschland/kisslers-konter/kisslers-konter-evangelischer-bischof-wirbt-fuer-moschee-und-erweist-den-muslimen-einen-baerendienst_id_4864679.html
3) Staatlicher Einfluss auf den muslimischen Religionsunterricht?
Islamischer Theologe fordert historisierende und kritische Auseinandersetzung mit dem Koran im Unterricht
http://kath.net/news/51655
Der obige Artikel postuliert, dass die universalistische und traditionelle Auslegung des Islam gewinnen wird, aber dies ist ungewiss. Wenn die Weichspülung und Unterminierung des Christentums geklappt hat, warum sollte die des Islams nicht genauso funktionieren?
Ich vertrete die Meinung, dass wir mitten in einer Reformation des Islam stecken. Der Islam wird sich verwestlichen, auch wenn das an den bisher geltenden Grundsätze dieser Religion kratzen wird. Das ist unabwendbar und daraus resultiert zum Teil auch der Extremismus der Kontra-Reformation (Salafisten u. ä.). Wollen wir diese Reformation unterstützen, sollten wir den Islam nicht gänzlich ablehnen und angreifen, sondern die Reformationsbemühungen unterstützen.
Eines muss nämlich klar sein: Die durch den brutalen Konkurrenzkapitalismus entstandene Masseneinwanderung ist vielleicht eindämmbar, aber sicher nicht mehr zu verhindern. Unsere Gesellschaft wird wohl in den nächsten 30 Jahren in verschiedene, inkompatible Einzelgruppierungen zerfallen. Der Islam wird dann vielleicht das letzte ordnungsstiftende Element, die letzte Ordnungskraft sein, weil der verweichlichte Westen das selbst sicherlich nicht vermögen wird. Und spätestens dann werden wir froh sein, wenn der Islam der Zukunft ein möglichst Reformierter sein wird! Glauben Sie mir das, bitte. – Insofern: Wenn Sie ein Feindbild suchen, suchen Sie es im westlichen Linksliberalismus und nicht in einer Religion, die letztlich ein Verbündeter sein wird, um die Zivilgesellschaft und die Menschlichkeit auch in den anstehenden Zeiten schlimmer Konfrontationen zu erhalten!